Sonntag, 9. Dezember 2012

Livvy (4.)

Ich bin umgeben von einer Horde Jäger. Ihre Blicke liegen auf mir, denn ich bin ihr Feind. Mich wundert es, dass bis jetzt nur einer von ihnen versucht hat mich zu töten.
Blondie, der wie ich mitgehört habe Navin heißt, hat seine Wunde mit einem Stück Stoff von der Hose des Toten verbunden. Ich hätte sie mir gerne angesehen, denn ich könnte sie versorgen. Bei den Kandaru wurde ich eine ausgebildete Heilerin.
Zwei Kerle kommen auf mich zu und stoßen mich vorwärts in Richtung einer Hütte. Sie reden über mich und beschweren sich, warum ich noch nicht tot sei. Wäre Rumer nicht gewesen, wäre ich das jetzt auch.
Vor der Hütte nimmt einer der Kerle ein Schild mit dem Namen Elion von der Wand neben dem Eingang. Ich denke, dies war die Hütte des Toten und ist nun mein "Gefängnis".
Ich bekomme einen Tritt in den Rücken und lande unsanft in dem Raum, der wohl nur als Schlafplatz genutzt wurde, denn hier passt nicht mehr als ein Bett und ein kleiner Tisch rein, der jetzt hinausgetragen wird. Nichtmal einen Tisch gönnt man mir. Der Raum ist nun leergeräumt und ein letztes Mal werfen mir die zwei Typen finstere Blicke zu.
Da sitze ich nun, nur mit meiner Tasche und den Kleidern die ich trage, in einer kleinen Hütte eines benachbarten Stammes fest. Ohne Essen und ohne Wasser. Ich hoffe Rumer bleibt nicht zu lange auf der Jagd, denn ich weiß nicht, was man mit mir macht, wenn ich schlafe. Und ich bin zu erschöpft, als das ich die ganze Nacht wach bleiben könnte.
Es nähern sich Schritte. Ich krieche nach hinten, bis ich die Wand erreiche. Ein leichter Schwall von Panik schleicht in mir hoch. Die Tür wird knarrend geöffnet und Navin tritt ein. Er mustert mich, wie ich so vor ihm sitze, denn es sind nur wenige Schritte vom Eingang bis zu mir. Sein Schatten kommt auf mich zu und bleibt direkt vor mir stehen. Mehr kann ich nicht erkennen, denn es gibt hier kein Licht. Er hält etwas in seinen Händen.
Ein Streichholz flammt auf und Navin zündet damit eine Laterne an, die er neben mir auf dem Boden abgestellt hat. Eine Schüssel mit Wasser stellt er ebenfalls dort hin. Blondie wirkt sympatisch und irgendwie gar nicht so bedrohlich, wie heute Nachmittag am Bach.
Ich frage mich, was er von mir will, doch ich komme nicht mehr dazu ihn zu fragen, denn er kommt mir zuvor.
>>Woher kennt ihr euch?<<, fragt er. Ich bin verunsichert.
>>Wen meinst du?<<, gebe ich verwundert zurück.
>>Na du und Rumer. Woher kennt ihr euch? Wenn sie dich nicht kennen würde, dann hätte sie dich ohne zu zögern umgebracht. Also?<< Ich schlucke. Was soll ich ihm erzählen. Das ich ein Angen bin und ich Rumer daher kenne? Nein. Das Risiko gehe ich nicht ein. Sie würden Rumer jagen. Und ich wäre sofort tot.
>>Ich kenne sie von Früher. Wir waren mal befreundet, aber unsere Wege haben sich getrennt.<<, sage ich.
>>Aha. Gut, du willst es mir also nicht sagen. Ich bekomme es sowieso noch raus.<<, antwortet er und lächelt mir zu. Ich lächle zögerlich zurück. Er setzt sich auch auf den Boden und stöhnt leise auf. Er hat sich auf seiner verwundeten Hand abgestützt. Schmerz durchzuckt sein Gesicht.
>>Soll ich mir deine Hand mal ansehen? Ich bin ausgebildete Heilerin.<<, frage ich und sehe ihn bemitleidenswert an. Er wirkt skeptisch, doch er ist zu eitel um sich verarzten zu lassen. Er schüttelt den Kopf und legt sich auf den Rücken.
>>Du kannst schlafen. Ich bleibe hier, denn ich will keinen Stress mit Rumer, wenn die andern dir in der Nacht was antun.<<, gähnt Navin und dreht sich auf die Seite.
Nach einiger Zeit höre ich ihn leise scharchen. Ich muss schmunzeln, denn er hört sich an wie ein junges Schweinchen. Leise setzte ich mich auf und öffne meine Tasche und hole ein paar Blätter Kandarukraut heraus. Nach diesem Kraut wurde mein Stamm benannt, denn es kann je nach Anwendung viele heilende Wirkungen vollbringen.
Ich betupfe die großen Blätter mit etwas Wasser aus der Schüssel und setzte mich vorsichtig neben Navin. Ich kann nur hoffen, dass er schläft wie ein Stein, denn ich will kein Ärger mit ihm. Der Stofffetzen ist nur notdürftig über der Wunde zusammengebunden und es bereitet mir wenig Schwierigkeiten den Knoten zu öffnen.
Wundwasser und Eiter sind um das Einschussloch verschmiert. Ich tupfe es mit einem kleinen Stück sauberen Stoff, von dem ich immer genug in meiner Tasche habe, behutsam ab und nehme die beiden feuchten Blätter in meine Hände. Ich lege sie auf beide Seiten seiner Hand und binde den letzten Verband den ich vorrätig habe darum. Es wird die Nacht über halten und wenn er es Morgen früh nicht sofort abreißt, noch bis mittags.
Nachdem ich alles verstaut habe, lege ich mich wieder hin. Meine Augen fallen mir schon von alleine zu und es dauert nicht lange, bis ich eingeschalfen bin.

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