Montag, 17. Dezember 2012

Livvy (10.)

Der Schmerz, der durch meinen Unterschenkel zuckt, weckt mich auf.
Ich hätte gestern Abend nicht so neugierig sein dürfen. Warum bin ich denn so blöd. Mein Bein hätte von dem Gift der Leuchthörnchen gelähmt werden können. Oder noch schlimmer..ich hätte vollständig gelähmt werden können.
Langsam richte ich mich auf. Rumer ist schon aufgestanden und rausgegangen, denn außer einer Menge Blut, das ich verloren habe und mir, ist nichts in dem Zelt. Ich will aufstehen, doch ich zucke zusammen von den Schmerzen der Verletzung.
Sitzend fange ich an, die großen Blätter des Kandarukrauts von meiner Wunde zu nehmen. Die Wirkung hat schnell eingesetzt. Das Gift wurde fast vollständig in das Kraut gesogen und ich kann nun einen fast unerträglichen Schmerz spüren. Ich robbe auf meinem Po zu meiner Tasche und hole neue Blätter und einen Verband daraus. Vorsichtig lege ich das Kraut auf die Fleischwunden meines Unterschenkels. Ich beiße meine Zähne zusammen, denn es tut höllisch weh. Dabei wickele ich den sauberen Verband um das Bein.
Hinlegen wäre jetzt das beste, denn die Verletzung macht mir sehr zu schaffen. Meine Atmung geht schneller als gewöhnlich und ich bin mir sicher, dass ich Fieber habe. Mein Körper wehrt sich gegen das restliche Gift.
Schritte nähern sich dem Zelt und da steckt auch schon Rumer ihren Kopf durch den Eingang des Zeltes. Sie sieht auf mein Bein. >>Oh, wie ich sehe hast du dein Bein schon verarztet. Gehts dir soweit besser?<<, fragt sie.
>>Also auf jeden Fall besser als Gestern.<<, entgegne ich und drehe meinen Kopf so, dass ich mein Bein ansehen kann.
>>Denkst du, du kannst schon wieder laufen?<<, will Rumer wissen, und ich kann mir schon denken, dass sie weiter will.
>>Ich kanns ausprobieren. Aber ich wäre nicht dazu im Stande einen Sprint hinzulegen!<<, sage ich und schmunzle.
Rumer hilft mir hoch. Ich gebe nicht zu, dass ich Schmerzen habe. Es kostet mich an Anstrengung und Energie, doch ich schaffe es zu stehen und auch hin und her zu laufen.
Rumer ist dabei das Zelt einzuräumen. Sie ist der Meinung, dass wir hier weg sollten, bevor wir von den nachtaktiven Leuchthörnchen wieder angegriffen werden.
Nachdem sie alles in die zwei großen Taschen verstaut hat, gehen wir, wenn auch nur sehr langsam, weiter. Es war gut, dass ich mir einen Verband um die Wunde gewickelt habe, denn hier in der freien Wildnis schwirren viele Insekten rum, die sich sonst darauf gesetzt hätten.
Hier und da machen wir eine Pause, damit ich mein Bein entspannen kann. Wir gehen bis es Abend wird und suchen uns einen Platz für die Nacht, der weit genug von der Strahlungszone entfernt liegt, an der wir uns orientieren. Rumer baut das Zelt auf und verstaut unsere Taschen in seinem innern.
Ich bemerke erst jetzt wie müde ich von dem langen Fußmarsch bin und begebe mich direkt hinein. Während ich halb liegend-halb sitzend an meinem Unterschenkel den Verband wechsle sagt Rumer, dass sie noch einen Moment draußen bleibe. Ich bekomme schon nicht mehr mit, wie sie später ins Zelt zurückkehrt, denn meine Augen fallen schon nach kurzer Zeit zu.


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