Freitag, 12. Juli 2013

Keeden (45.)

Navin hatte mir bedeutet ihm zu folgen, während Rumer und Livvy sich um Dereck gekümmert haben. Da ich auch noch etwas mit ihm zu besprechen habe, bin ich ihm nachgelaufen, als er ins Gebüsch verschwunden ist.
Jetzt stehen wir im Wald, außer Hörweite der Mädchen und Navin hat sich mit verschränkten Armen an einen Baum gelehnt und mustert mich finster. Dieser Mistkerl! Dabei habe ich ja wohl viel mehr Grund ihn böse anzugucken!
>>Was ist?<<, frage ich durch zusammengepresste Zähne und sehe ihn feindselig an.
>>Was sollte die Scheiße? Wieso hast du die Rauchbombe erst so spät eingesetzt? Ihr hättet alle draufgehen können.<< Navin bleibt ganz ruhig während er das sagt und das reizt mich noch mehr, als wenn er mich angeschrien hätte.
>>Weil ich nur diese eine hatte und sie für den äußersten Notfall aufheben wollte!<<, knurre ich und verfluche mich insgeheim, dass ich nicht so ruhig und gelassen bleiben kann, wie er.
Navin sieht mich herablassend an und meint verächtlich: >>Wie sieht denn deiner Meinung nach ein äußerster Notfall aus? Ich meine dein Freund ist fast drauf gegangen, oder ist gerade dabei.<<
Mein Magen krampft sich zusammen, als ich an Dereck denke. Er ist einfach umgekippt und hat sich danach nicht mehr gerührt. Was wenn er... Nein! Entschlossen schiebe ich den Gedanken beiseite. Er wird das schaffen! Liv bekommt das schon wieder hin. Ich muss positiv denken, denn wenn ich auch nur für eine Sekunde daran denke, dass Dereck, der für mich wie ein Bruder ist, sterben könnte... Das darf einfach nicht passieren!
Meine Angst vermischt sich nun mit meiner Wut und bringt mich dazu zu schreien: >>Ich dachte wir kriegen das vielleicht auch so hin! Und dann wäre die Bombe verschwendet gewesen! Sowas nennt sich strategisches Denken! Noch nie gehört?<<
>>Oh doch. Aber du scheinst nicht besonders gut in Mathe zu sein. Mir war schon innerhalb weniger Sekunden klar, dass die Pfeile niemals für die ganzen Kängururatten gereicht hätten.<<, meint er seelenruhig und sieht nach oben, als wäre ich gar nicht da.
>>Wenn es dir so klar war, wieso bist du dann nicht einfach weggelaufen, sondern hast uns geholfen?<<, frage ich gereizt und sehe ihn herausfordernd an. Navin sieht mir nun direkt in die Augen und an dem Ausdruck, der sich darin wiederspiegelt, kann ich seine Antwort erkennen. >>Natürlich.<<, sage ich matt. >>Wegen ihr.<<
>>Na wegen dir ganz bestimmt nicht.<<, spottet er.
Wütend beiße ich mir auf die Innenseite meiner Wange, bis ich Blut schmecke. >>Du bist echt das Letzte.<< Ich spucke ihm die Worte förmlich entgegen.
>>Ja, ich weiß. Und ich bin ein Arsch, ein Penner, ein Idiot. Das hat Rumer mir schon alles hundertmal gesagt in den letzten Jahren.<<, meint Navin abwinkend und sieht mich vollkommen desinteressiert an.
>>Lass gefälligst die Finger von ihr!<<, knurre ich und gehe einen Schritt auf ihn zu.
>>Wieso sollte ich? Nur damit du sie haben kannst? Es ist doch wohl ihre Entscheidung wen sie will.<<, sagt er gelassen und mit neutralem Blick. >>Und ich werde ihr diese Entscheidung nicht nehmen, sondern sie akzeptieren.<<
>>Das sagst du jetzt nur, weil du dir sicher bist, dass du es sein wirst, den sie wählt.<<, fauche ich und rümpfe die Nase.
Navin seufzt und massiert sich den Nasenrücken. >>Ehrlich gesagt, glaube ich, dass sie niemals mit mir zusammen sein könnte, ohne sich schlecht zu fühlen.<<
>>Wieso?<<, frage ich verwirrt.
>>Wegen dir.<<, sagt er nüchtern und ich sehe für einen Moment tiefes Bedauern in seinem Blick, doch schon im nächsten hat er seine Gefühle wieder im Griff und setzt eine undurchdringliche Maske auf.
Mir wäre fast vor Erstaunen der Mund aufgeklappt, aber ich reiß mich zusammen. Wegen mir.
>>Aber freu dich nicht zu früh. Ich werde nicht so leicht aufgeben.<<, fügt Navin dann noch mit einem dreisten Grinsen hinzu.
>>Meintest du nicht du akzeptierst ihre Entscheidung?<<, frage ich verächtlich und verschränke nun ebenfalls die Arme vor der Brust.
Navins Grinsen bekommt nun etwas wölfisches. >>Noch hat sie keine Entscheidung getroffen. Aber ich werde bis zum Schluss um sie kämpfen.<<
>>Und warum denkst du, dass du besser für sie bist?<< Ich balle die Hände zu Fäusten und wappne mich dafür ihm die ganzen Gründe aufzuzählen, weshalb er sich irrt. Weshalb ich besser bin!
>>Ich denke nicht, dass ich besser für Rumer bin. Ich denke lediglich, dass ich richtig für sie bin.<<, antwortet Navin, stößt sich von dem Baum ab, an den er gelehnt hat und geht an mir vorbei zurück in Richtung der anderen.
Und lässt mich völlig verblüfft zurück.

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