Donnerstag, 14. August 2014

Livvy (54.)

Wir haben uns wieder auf dem Weg gemacht und sind ein ganzes Stück vorangekommen.
Ru und Keeden haben wieder mehr miteinander geredet und wir vier sind fast genau wie früher über uns hergezogen. Dereck ist gut gelaunt, und sogar die beiden Gefühls-Chaoten sprühen vor guter Laune. Was wahrscheinlich auch mit am Wetter liegt.
Die Sonne hat sich noch einmal dazu entschlossen ihre volle Kraft zu entfalten und am Ende des Tages sind wir alle erledigt.
Unser Lager ist dieses Mal weniger schnell aufgebaut als sonst. Und obwohl alle am Ende ihrer Kräfte sind, macht sich Rumer kurz vor Sonnenuntergang auf dem Weg die Gegend zu erkunden. Ich schaue ihr nach, wie sie zwischen den niedrigen Sträuchern verschwindet.
Der trockene Boden hinter mir raschelt und kurz darauf schlingen sich Derecks Arme um meine Taille. >>Was bedrückt dich, mein Engel?<<
Was mich bedrückt? Das ist eine gute Frage..
>>Ach ich weiß nicht. Naja das heißt doch, ich weiß es schon.. Es ist nur wegen Rumer.. Sie und Keeden haben sich heute zwar gut verstanden, aber die ganze Situation belastet sie. Es ist wegen Navin, und ich weiß nicht..<<.
Der Druck um meine Taille wird kurz stärker und Derecks Atem streift meinen Nacken. >>Das wird sich schon alles noch klären. Rumer braucht denke ich einfach ein bisschen Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen. Und du brauchst..<<, weiter kommt er nicht, denn Ru kommt mit einem Lächeln im Gesicht auf uns zu gejoggt.
>>Leute, ein kurzes Stück in Richtig Nordosten liegt ein See. Die Gegend liegt ruhig. Wollen wir heute noch umsiedeln?<<, fragt sie und sieht uns alle nacheinander an. Keeden hat sich mittlerweile auch zu uns gesellt und wird ebenfalls aufgeklärt. >>Worauf warten wir noch?<<, fragt er und beginnt sein Zelt abzubauen. Dereck fängt an zu lachen und geht, um ihm zu helfen. Auch Ru ist dabei unser Zelt zusammen zu packen. Ich sehe ihnen allen unbeholfen zu und damit ich auch etwas zu tun habe, sammle ich die Taschen zusammen, die verstreut auf dem Waldboden liegen.
Gespannt folgen wir Rumer, die sich ihren Weg durch den Wald bahnt. Und wir werden nicht enttäuscht. Der See, von dem die Rede war, hat eine beachtliche Größe und wirkt sehr einladend. Und noch bevor wir unser Lager das zweite Mal an diesem Abend aufschlagen, waten wir mit unseren Füßen am Ufer entlang.
Gerade nach der ganzen Hitze heute ist das ein göttliches Gefühl. Dereck und Keeden ziehen sich bis auf die Unterhose aus und springen mit dem Kopf voran ins kühle Nass.
>>Nicht schlecht, oder?<<, fragt Rumer. Ich schrecke zusammen und werde rot, als ich bemerke, dass ich Dereck nachgestarrt habe. >>Ja. Das hat uns nach diesem Tag auch echt gefehlt.<<
Ich schließe einen Moment die Augen und atme tief ein. Meine Füße graben sich in den weichen Sand des Ufers ein und ich lausche den Geräuschen des Wassers.
Als ich die Augen wieder öffne kann ich mich gerade noch zur Seite retten bevor sich eine Wasserfontäne neben mir ergießt. Keeden fängt an zu lachen. >>Du hättest deinen Blick sehen müssen!<<, prustet er. Doch da kommt Dereck von der Seite angehechtet. >>Na warte, das wirst du noch bereuen!<<, droht er, ein lachen unterdrückend, und nun bekommt Keeden eine Ladung Wasser ab.
Spielkinder..
Ich lasse die beiden allein und wende mich an Rumer, die sich bereits daran gemacht hat unser Zelt aufzustellen, da die Dämmerung schon eingesetzt hat. >>War ein verdammt langer Tag heute, aber es ist schön alle mal wieder lachen zu sehen.<<, sage ich zu ihr und beginne eine geeignete Stelle für das Lagerfeuer vorzubereiten.
>>Das tat auch echt gut.<<, antwortet sie und seufzt leise.
Als ich soweit bin frage ich sie: >>Haben wir noch genug Vorräte für ein festliches Abendmahl?<< Rumer zieht fragend eine Augenbraue hoch. >>Wieso festliches Abendmahl? Was ist der Anlass?<<
>>Einfach, dass wir alle einen schönen Tag hatten und wir einen wunderbaren Ort gefunden haben an dem wir uns entspannen können bevor es weiter geht. Und, dass wir alle gesund sind und trotz aller Strapatzen und unserer Kindheit putzmunter sind.<<
Rumer sieht mich leicht verdutzt an, lächelt dann aber und holt den Rucksack mit dem Proviant. Das Resultat ist nicht das aller Beste, aber für ein kleines festliches Abendessen reicht es allemal.
Ich bin gerade dabei eine der Beilagen - geröstete Waldpilze in Kräutermarinade - vorzubereiten, als Dereck und Keeden aus dem Wasser auf unser Lager zukommen. Sie lachen und versuchen sich gegenseitig ein Bein zu stellen. Oh man diese süßen kleinen Bubis. Und doch sehen beide zum anbeißen aus. Auch wenn ich nur Augen für Dereck habe, muss ich doch zugeben, dass sie beide einen schönen Körper haben. Nur gut, dass sie nicht nackt ins Wasser gehüpft sind.
Während Dereck sich bei mir einen Kuss abholt und einen Pilz stibitzt, rennt Keeden auf Rumer zu und nimmt sie, nass wie er ist, in die Arme. Sie schreit und windet sich und lacht und haut ihn. Alles auf einmal!
Kurze Zeit später sitzen wir vier zusammen vor dem kleinen Feuer und stopfen uns die Bäuche mit unserem kleinen Festmahl bis zum Rand voll. Es ist ein schönes Gefühl mit seinen Lieben einen gemeinsamen Abend zu verbringen und die Strapatzen der letzten Wochen hinter sich zu lassen. Derecks und Keedens Lachen vermischt sich endlich wieder und auch Rumer lacht heute mehr. Es mag vielleicht komisch wirken, aber diese Tatsache erwärmt meinen Bauch von innen und ich muss fast durchgehend grinsen.
Als auch der letzte Rest der festlichen Speise aufgegessen ist, fängt der Abend erst richtig an. Dereck schlägt vor, dass wir uns gruselige Sommerabend-Geschichten erzählen könnten. Da aber Niemandem etwas in der Richtung einfällt, was die anderen nicht schon kennen, weichen wir auf Geschichten der letzten Jahre aus.
>>Was hat es mit deiner Narbe an deinem Unterschenkel auf sich, Liv?<<, will Keeden wissen. Rumer rollt mit den Augen und lacht. Ich verkneife mir mein Lachen und beginne zu erzählen.
>>Okay. Also es war so. Rumer und ich waren gerade so ein paar Tage auf der Flucht vor ihrem Stamm, den Cazanara. Die haben nämlich durch einen blöden Zufall herausgefunden, dass wir Angens sind. Aber das wisst ihr ja.
Nun gut, also sind wir unterwegs und schlagen unser Lager in einer Gegend auf, in der es von Leuchthörnchen wimmelt. War nicht die beste Entscheidung..<<
>>Oh man.. Das hätte ich euch auch sagen können<<, wirft Keeden ein.
>>Ja jetzt sind wir auch schlauer.<<, fahre ich fort, >>Also wir liegen im Zelt, als wir so leuchtende Punkte hin und her huschen sehen. Rumer schnappt sich ihren Bogen und sagt ich soll im Zelt bleiben. Ich bleibe natürlich nicht im Zelt, sondern folge ihr nichts ahnend. Und das hatte dann zur Folge, dass so ein kleines unscheinbares Leuchthörnchen wie so ein Ninja aus dem Nichts auftaucht und sich auf mein Bein stürzt.
Was denn.. Ihr braucht gar nicht so zu lachen!<< Und doch muss ich selber mit lachen. >>So bin ich also zu der Narbe gekommen. Wäre Rumer nicht so eine gute Jägerin, dann wäre das nicht bloß bei dieser relativ Kleinen geblieben.<<
>>Und wenn du nicht so eine gute Heilerin wärst, dann wäre Rumers rechter Arm jetzt komplett gelähmt. Auch wenn sie Linkshänderin ist.<<, sagt Dereck und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
>>Schleimer!<<, ruft Keeden und zuckt zusammen, als Dereck ihn mit einem Stock abwirft. Schnell sieht er sich auch nach einem geeignetem Gegenstand für den Gegenangriff um.
>>Oh man Jungs. Wie alt seid ihr noch gleich?<<, meldet sich Rumer zu Wort.
Ich muss lachen und wir geben uns ein High-Five.

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